6. Tag - Von Sta. Maria nach Tirano
Start: 08:30 Uhr - Ziel:
17:30 Uhr
Strecke: 75 km - 1.100 Hm
Fahrzeit: 4:56 Std
Am letzten Tag ging
es pünktlich um 08.30Uhr mit einem gemieteten Bike-Shuttle von Sta. Maria
auf den Umbrail Pass (2.591m). Auch wenn anfangs nicht allen der Sinn dieses
Shuttle´s klar war („…da können wir ja doch auch so hoch fahren….“), waren
wir doch anschließend einer Meinung, dass wir die richtige Möglichkeit die
1.275 Hm zu überwinden gewählt haben. Über eine teilweise nicht geteerte
Passstraße erreichten wir nach einer dreiviertel Stunde Autofahrt den
Umbrail Pass.
Leider spielte an
diesem Tag Mal wieder das Wetter nicht richtig mit und wir starteten bei 5
Grad und dichtem Nebel in Richtung Borchetta di Forcola (2768m). An der
Borchetta angekommen war mittlerweile der Nebel so dicht, dass eine
Orientierung nur noch schwer möglich war. Von dem im Roadbook angegebenen
Bunkeranlagen und Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg konnten wir nicht viel
sehen. Dank unseres mitgenommenen GPS und der Pfadfindernase von Andreas
schafften wir es aber trotzdem ohne uns zu verfahren den richtigen Trail zur
Bochetta di Pedenoletto (2.790m) zu finden. Um im dichten Nebel niemanden zu
verlieren, hieß es auf der Abfahrt, so gut wie es ging zusammenzubleiben.
Die fast 800 Hm downhill auf der sich in vielen Serpentinen ins Tal
windenden, immer schmaler und ausgesetzter werdenden Militärstraße, forderte
nicht nur fahrtechnisches Geschick, sondern auch eine fette Portion Mut und
Schwindelfreiheit. Die Sicht betrug stellenweise nicht mehr als drei Meter,
und manchmal war es auch gut so, so sahen wir wenigstens nicht wo wir hätten
hin abfliegen können. Bei schönem Wetter wäre die Abfahrt sicherlich ein
Genuss gewesen.
Auf einer
Schotterstraße erreichten wir dann wieder den „Lago di Cancano“, von wo uns
immer leicht bergan eine Schotterstraße nach Arnoga führte. Kurz hinter
Arnoga erwarteten uns dann die letzten 450 Hm der Tour hinauf zum Passo di
Verva. Wieder im dichten Nebel, Regen und nur noch drei Grad erreichten wir
kurz vor der Passhöhe völlig unverhofft das Highlight des Tages: In einem
alten Bergbauernhaus wurden wir mit typisch italienischer Gastfreundschaft
in einem Wohnzimmer mit Gäste- und Küchenbereich empfangen, und durch die
Söhne des Hauses mit selbst gemachter Pasta, Wurst, Wein und Käse
verköstigt. Sogar „NoWay Rey“ und Nico Rosberg sollen ein paar Tage vor uns
hier schon verköstigt worden sein. Die sonst schöne, aber jetzt sehr
ausgewaschene Abfahrt vom Passo di Verva aus, machte im dichten Nebel und
Regen nicht wirklich Spaß, und wir waren eigentlich nur froh, die Abfahrt
ohne Verkantungen gemeistert zu haben.
Auf dem letzten
downhill der Tour fuhr uns allen dann noch Mal richtig der Schreck in die
Knie. Auf einer sehr schnellen, kurvigen und teilweise engen Waldabfahrt
kamen uns ca. 15 Geländewagen, die auf einer Art „Camel Trophy“ unterwegs
waren, hinter einer Kurve entgegen. Nur durch eine Vollbremsung und lautes
Rufen von Andreas konnten wir einen Frontalzusammenstoß mit den Jeeps
vermeiden. Nachdem wir uns von dem Schreck erholt hatten, ging es immer
weiter talwärts auf einer Asphaltstraße in Richtung Tirano. Erwähnt sei
hier, dass auch ich auf der letzten Abfahrt noch meinen obligatorischen
Platten hatte und als letzter fahrend - ohne Pumpe fahrend - fast zwanzig
Minuten warten musste, bis einer meiner downhill berauschten Mitfahrer den
Berg wieder hoch gestrampelt kam, um mir eine Luftpumpe zu bringen. Zum
Ausklang ging es auf dem Radweg entlang der Adda direkt bis nach Tirano. Im
Ziel angekommen, ließen wir die Tour bei einer Pizza und einigen Bier noch
Mal Revue passieren.